Wie gelangen wir zu mehr Bewusstheit, um gezielt zu agieren und selbstbestimmt zu handeln? Dazu ist es erforderlich, dass wir überhaupt bemerken, wenn wir im EGO-Modus sind.
Dafür haben wir ein praktisches Werkzeug installiert: Wir können beobachten, dass unser Leben und Erleben ständig von inneren Stimmen im Kopf begleitet wird. Wir scheinen auf einem ungebändigten Gedankenstrom zu fahren, der unser Gehirn zu durchfluten scheint. Wir erkennen ihn an dem nicht aufhören wollenden Gequassel der inneren Stimmen, die uns ständig daran erinnern, was richtig, was falsch ist, was wir tun und was wir lassen sollen, wie wir denken und uns verhalten sollen. Sie beobachten, kommentieren, kritisieren, beschweren sich, machen sich lustig, bewerten uns und andere ständig und mit einer Energie und Ausdauer, die ihresgleichen sucht. Manchmal drehen sich diese Gedanken im Kreis wie in einem Karusell, sie werden immer wieder reproduziert. Wenn wir bewusst auf unsere Gedanken achten, können wir wiederkehrende Denkmuster erkennen und Gedankenschleifen stoppen, denn ein negativer Gedanke löst den nächsten aus, es entstehen ganze Schreckensszenarien, die gar nicht real sind. Wir sehen sie in Form von Bildern oder manchmal laufen ganzen Filmszenen in uns ab. Es werden Emotionen wachgerufen, die wir durchaus als real wahrnehmen. Das kostet sehr viel Energie und raubt uns manchmal den Schlaf.
In diesem Zustand sind wir unbewusst, d.h. wir merken nicht, wenn wir in den Film hineinrutschen, wir sind überwältigt vom momentanen Erleben mit all den Emotionen, die mit ihm einhergehen. Wir erleben nicht den Film – sondern wir werden vom Film gelebt.
Ein zweiter Hinweis auf den EGO-Modus sind die Emotionen, die uns manchmal zu überwältigen scheinen. Wenn wir uns über andere ärgern, verletzt sind, Rachegelüste spüren, uns herabgesetzt, unterlegen oder auch überlegen fühlen, das Bedürfnis haben, Kontrolle oder Macht auszuüben, hat das EGO das Kommando übernommen. Wir identifizieren uns mit den Emotionen, die gerade hochkommen. Wir haben diese Emotionen nicht, wir sind diese Emotionen!
Aber auch in unserem „harmlosen“ Alltag, wenn es weniger dramatisch zugeht, können wir feststellen, dass das EGO sehr präsent ist und enormen Einfluss auf unser Verhalten ausübt. Wir sichern uns durch bestimmte Verhaltensweisen wichtige Werte wie Anerkennung, Respekt, Zugehörigkeit, was oft unbewusst geschieht. Dadurch erzeugen wir angenehme Gefühle, die unser Ich-Gefühl, unser Selbstbild aufwerten oder bereichern.
Und hier sitzt das EGO am Steuer, wenn uns diese Absicht, warum wir uns so verhalten, was es bei uns eigentlich aufzuwerten gibt, nicht bewusst ist.
Hinweise auf den EGO-Modus können z.B. sein:
Aus dieser Auflistung, die sicher nicht vollständig ist, geht hervor, dass es dem EGO darum geht, das Selbstbild, das Ich-Gefühl als seine Identität aufzuwerten. Dies ist nur dann erforderlich, wenn es etwas aufzuwerten gibt, wenn sich etwas als unvollständig, minderwertig, unzulänglich definiert. Während unserer Lerngeschichte haben wir angenehme und unangenehme Erfahrungen gemacht, die uns einerseits in unserer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt haben, aber vielleicht auch Gefühle der Unzulänglichkeit und des Mangels gesät haben. Diese Gefühle kompensieren wir nun durch eine Variation an Verhaltensweisen und Handlungen mit der Ziel, uns gut oder besser zu fühlen.
Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht, es hat eine Funktion und es steht ein Bedürfnis dahinter. Dies zu hinterfragen, lohnt sich, um zu mehr Bewusstheit zu gelangen, in dem wir hinter die Masken des eigenen EGO-Verhaltens blicken und letztendlich mehr Verständnis und Selbstakzeptanz aufbringen können.
Ein Video zu diesem Thema findest du hier.