Core Transformation

Du greifst zu Süßigkeiten, wenn du gestresst bist.

Du regst dich auf, wenn dir jemand widerspricht.

Du findest es unmöglich, wenn man dich nicht ausreden lässt.

Du hast kein Verständnis dafür, wenn jemand zu spät zu einer Verabredung kommt.

Du fragst dich, warum du nicht „nein“ sagst, wenn dein Chef dir noch mehr Aufgaben gibt.

 

Diese Übung aus dem NLP empfehle ich, wenn du wissen möchtest,

  • welche Bedürfnisse und Werte dir besonders wichtig sind
  • was hinter bestimmten Verhaltensweisen oder Gefühlen steht
  • warum du an bestimmten Gedanken oder Gefühlen festhältst, obwohl du sie gerne loslassen würdest
  • warum bestimmte Verhaltensweisen einen inneren Widerstand auslösen

...und wenn du schließlich Gedanken und Gefühle transformieren und Verhaltensalternativen entdecken möchtest.

 

Sie ist sehr gut zur Selbstanwendung / zum Selbstcoaching geeignet.

 

Was brauchst du dafür?

Stift

Papier

etwas Platz am Boden

Vorgehen:

1. Ausgangspunkt: Erinnere dich an eine konkrete Situation. Benenne ein bestimmtes Gefühl, einen Gedanken oder eine Verhaltensweise, die du hinterfragen möchtest.

 

2. Notiere dies (A) und lege das Blatt Papier auf den Boden.

Stelle dich auf das Blatt und gehe gedanklich in die Situation hinein.

Nimm deine Gefühle oder Gedanken dazu wahr.

 

3. Frage dich nun:

Was ist die Absicht dieses Verhaltens, dieses Gefühls oder Gedankens (A)? Was will dieses Verhalten erreichen?

Welcher Wert wird durch (A) ausgedrückt?

Welches Bedürfnis wird dadurch erfüllt?

 

Dieses übergeordnete Bedürfnis bzw. diesen Wert (B) schreibst du wieder auf ein Blatt und legst es vor das erste.

 

4. Stelle dich auf das zweite Blatt, spüre, welche Gefühle und Gedanken die Erfüllung dieses Zustandes in dir auslöst.

 

Fragen dich:

Wenn (B) erreicht ist, was möchte ich dann noch erreichen, was noch wichtiger ist?

Was wird durch (B) gestärkt? Was wird dadurch möglich?

Welches Bedürfnis bzw. welcher Wert könnte noch größer, noch bedeutender als (B) sein?

 

Schreibe dieses übergeordnete Bedürfnis bzw. diesen Wert (B) wieder auf ein Blatt und lege es vor das Vorherige.

 

5. Wiederhole diesen Schritt so oft, bis ein sogenannter „Ur-Wert“ oder ein „Ur-Bedürfnis“ erreicht ist = Core-Zustand (Z). Diesen erkennst du daran, dass es keine Antworten mehr gibt auf die Frage „Was ist noch wichtiger?“. Dieser Zustand ist erreicht, wenn es keiner weiteren Fragen mehr bedarf.

Genieße diesen Core-Zustand!

 

Du wirst merken, dass die Begriffe von (A) bis zum „Ur-Wert“ oder „Ur-Bedürfnis“ (Z) immer allgemeiner werden. Es werden existenziellere Bedürfnisse sichtbar, die nicht an bestimmte Situationen gekoppelt sind, sondern kontextunabhängig sind, z.B.

 

Friede

Ruhe

Freiheit

Verbundenheit

Einssein

Liebe

 

6. Bringe nun den Core-Zustand in die vorherigen Stufen ein bis hinunter zum Ausgangszustand:

 

Stellen dich auf das Blatt unmittelbar vor dem Core-Zustand und rufe diesen Zustand innerlich ab: Warte, bis du diesen Zustand intensiv spüren kannst. Genieße dieses Gefühl:

Was ändert sich, wenn ich den Core-Zustand (Z, z.B. Freiheit) als natürlichen Seinszustand annehme?

 

Wie bereichert / verändert Freiheit Unabhängigkeit?

Wie bereichert / verändert Freiheit Gelassenheit?

Wie bereichert / verändert Freiheit Erleichterung?

Wie bereichert / verändert Freiheit Pflichtbewusstsein / Anerkennung?

 

Und schließlich:

 

Wie verändert der Core-Zustand (z.B. Freiheit) den ursprünglichen Gedanken, das ursprüngliche Gefühl? Wie werde ich mich nun verhalten? Was ist jetzt möglich?

 

Wenn ich Freiheit als natürlichen Seinszustand annehme, wie gehe ich dann damit um, wenn ich nicht alle meine Aufgaben erledigen konnte?

Wie gehe ich in dem Bewusstsein, dass Freiheit mein oberster Wert ist, nach einem solchen Arbeitstag in den Feierabend? Was ändert sich an meinen Gedanken, Gefühlen, an meinem Verhalten?

Durch den Prozess der Core-Transformation können sich Problemstellungen und schwierige Situationen relativieren. Wenn ich in Bezug auf ein Thema meinen Core-Zustand kenne, kann mir das helfen, Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle aus einem übergeordneten Blickwinkel zu sehen. Der Core-Zustand verkörpert das, was eigentlich die Absicht meiner als problematisch definierten Denk- und Verhaltensweise war. Im Beispiel oben würde dies bedeuten, dass ich denke, alle Aufgaben erledigen zu müssen, damit ich entspannt und frei in den Feierabend gehen kann, denn als Core-Zustand habe ich „Freiheit“ gefunden. Dieser Zusammenhang ist eine sehr wertvolle Erkenntnis aus dieser Übung.

 

Aber es scheint auch ein Widerspruch zu bestehen: Ich denke, erst nach Hause gehen zu dürfen, wenn alle Aufgaben erledigt sind – hier entsteht eher der Eindruck von Einschränkung als von Freiheit. Ich erkenne, dass ich meine Freiheit an äußere Bedingungen geknüpft habe. Aber ich weiß jetzt, warum ich so denke oder handle. Aus dieser neuen Perspektive heraus könnte man die Situation auch neu bewerten: Ich kann entscheiden, ob ich nun bleibe und meine Arbeit zu Ende bringe (denn ich weiß, wozu es im übergeordneten Sinne dient), oder ob ich mir gleich die Freiheit nehme zu gehen und das, was ich heute nicht mehr erledigen kann oder will, am nächsten Tag angehe.