Glücklich sein

Ich habe mich in letzter Zeit oft gefragt, was GLÜCK ist. Welche Momente sind es, die mich glücklich machen? Was muss passieren, damit ich mich glücklich fühle? Wie lange hält dieses Gefühl an? Was ist der Unterschied zu Zufriedenheit? Wovon hängt es ab, dass ich sagen kann: „Das war ein guter Tag!“ Bin ich dann zufrieden oder glücklich? Wofür lohnt es sich, am Morgen wieder aufzustehen?

 

Um eine Antwort zu finden, habe ich mich gefragt, was überhaupt erfüllt sein muss, damit ich mich glücklich oder zumindest zufrieden fühlen kann. Welche Bewertungskriterien lege ich zugrunde? Das war auf die Schnelle gar nicht leicht zu beantworten. Also bin ich systematisch vorgegangen und habe nach meinen Grundbedürfnissen geforscht. Damit meine ich nicht die existenziellen Bedürfnisse wie etwas zu Essen zu haben oder das „Dach überm Kopf“. Es ist natürlich die Voraussetzung, dass gewisse physiologische Bedürfnisse und das Schutzbedürfnis gewährleistet sind, um weiter zu denken... Ich kam dann auf solche Dinge wie Anerkennung, Wertschätzung, Selbstverwirklichung, soziale Kontakte / Beziehungen, Kreativität, Freiheit, Selbstbestimmung. Sind diese erfüllt, so bin ich mindestens zufrieden, vielleicht auch glücklich. Sind sie dies nicht, fühle ich mich unbehaglich, unzufrieden, unglücklich. Das klingt recht einfach, fast banal.

 

Wenn dem so ist, scheint es ganz natürlich zu sein, dass ich ständig zwischen Unglück und Glück pendle. Denn wir sind nun einmal soziale Wesen und der Kontakt mit anderen Menschen führt unvermeidlich dazu, dass meine Bedürfnisse manchmal erfüllt sind oder aber dass sie verletzt oder in Frage gestellt werden. Ich bewege mich also zwischen diesen Polen Glück – Unglück hin und her... Diese Erkenntnis macht mich auch nicht gerade glücklich. Denn mir wird bewusst, dass ich nicht selbst bestimme, welchem Pol ich gerade näher bin, sondern dass ich meinen Gemütszustand von den Erlebnissen des Tages abhängig mache: von dem, was ich geschafft oder nicht geschafft habe oder von dem, wie andere über mich denken.

 

Wenn es nun schlecht läuft und ich negative Erlebnisse verbuchen muss, weil z.B. meine Kollegin vor meinem Chef ihre Ideen besser darstellen kann, während meine dagegen wie ein Schwarz-Weiß-Film mit Untertiteln aussehen, kratzt dies natürlich mein Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung ziemlich an. Die Folge ist eine Bandbreite an Reaktionen, die sehr emotional sein und sich direkt gegen die Kollegin richten können: Wut, Ärger, verbale Angriffe, Rache-Gelüste, Schuldzuweisung, Erniedrigung. Oder aber sie richten sich gegen mich selbst: Selbst-Erniedrigung, Selbstvorwürfe, Scham, Gefühle von Verletzlichkeit, Wertlosigkeit, Unzulänglichkeit und Resignation.

 

Wenn mich Erlebnisse in meinem privaten oder Berufsalltag so aus der Bahn werfen können, frage ich mich, wie sie das schaffen? Mir ist bewusst, dass nicht gleich die Welt unter geht und dennoch lass ich mich runterziehen, weil ich die Dinge manchmal so schwer und so wichtig nehme. Doch was ist eigentlich wichtig? Hinter den genannten Bedürfnissen steckt noch etwas anderes: Ich habe mit Hilfe der Core-Transformation versucht rauszufinden, was eigentlich hinter jedem dieser Bedürfnissen steckt. Wie bei einer Zwiebel habe ich auf diese Weise einzelne Schalen freigelegt und entfernt. Zurück blieb meist nur ein „Ur-Bedürfnis“: Verbundenheit. Das ist es also? Ja, zumindest bei mir.

 

Wenn ich nun weiter denke, unterstelle ich, dass wir alle letztendlich nach so etwas wie Liebe oder Verbundenheit streben und unser Dasein sich nach diesem Ur-Bedürfnis ausrichtet. Ist es verletzt worden, dann ist unsere (Selbst-)Sicherheit gefährdet. Unbehagen und Ängste, die oft unbewusst sind, kommen auf. Dies verursacht Stress, auf den wir unterschiedlich reagieren. Wir neigen dazu, die Verletzung zu betäuben oder durch „Ersatzbefriedigungen“ zu kompensieren. Das bedeutet, wir unternehmen Dinge, die die Verletzungen so schnell wie möglich mildern oder überdecken. Dies kann sich z.B. in einem übersteigerten Konsumverhalten äußern, im Ausüben von Macht oder in einem extremen Perfektionismus. Die innere Sicherheit muss schließlich wieder hergestellt werden!

 

 

Ich habe mich gefragt, wie viele Urbedürfnisse es eigentlich gibt oder existiert nur ein einziges am Ende der Kette wie etwa LIEBE? Vielleicht ist Verbundenheit doch nicht das letzte Glied? Diese Frage kann ich nicht beantworten.

 

Was ich jedenfalls für mich herausgefunden habe ist, dass mein Urbedürfnis stellvertretend für die anderen vorgelagerten Bedürfnisse steht, es aber so etwas wie die Basis darstellt, die alle anderen Bedürfnisse beinhaltet.

 

 

Was mich jetzt von euch aus eurer persönlichen Erfahrung interessieren würde:

 

Ist Glücklichsein immer an Situationen und Erlebnnisse gebunden?

Welche(s) Ur-Bedürfnis(se) steht/stehen bei euch am Ende der Kette? Ist es immer das gleiche oder sind es mehrere?

 

Wie kompensiert ihr es, wenn ein Ur-Bedürfnis verletzt wurde?

 

Wie kommt ihr wieder ins Gleichgewicht? Welche Alternativen gibt es zu den „Ersatzbefriedigungen“, um die innere Sicherheit wieder herzustellen? Praktiziert ihr Selbstakzeptanz, Selbstmitgefühl?....

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Kommentare: 1
  • #1

    Astrid Klatt (Freitag, 01 November 2019 00:39)

    Liebe Martina, ich kann deine Überlegungen völlig nachvollziehen...genauso empfinde ich auch. Danke fürs Teilen deiner Gedanken. Ich finde im Yoga mein Glück. Durch Meditation lerne ich mich selbst zu beobachten und finde das Glück in mir....ich mache mich immer mehr frei von alten Glaubensmustern......mir hilft Verbundenheit zu Menschen.
    Liebe Gruesse Astrid